Peter Lorenz hat sich für ein bildgebendes Verfahren entschieden, das seiner persönlichen Ausdrucksweise näher steht, als die digitalen Reproduktionstechniken mit ihren Perfektionsversprechen und arrangiert daher am Leuchttisch seine Negative neu. Lorenz beklebt, ritzt oder bearbeitet auf andere Weise die Negative – ein Prozess, der Laborexperimenten näher steht als kontrollierter Gestaltungsarbeit, denn die Bildwirkung seiner Eingriffe sind nur teils vorhersehbar. Sie sind aber auch nicht sinnliche Manifestation des bloßen Zufalls, auf die manches dadaistisch anmutende Ding-Bild-Arrangement hinweisen mag.
Lorenz lässt sich bei der Bearbeitung seiner Negative zwar von seiner Intuition leiten, gleichwohl sind die feinen formalen Verschiebungen zwischen fotografischem Abbild und Struktur, zwischen Fläche und Raum und die malerischen Schwarz-Weiß-Abstufungen seiner Arbeiten nicht ohne fundierte Bilderfahrung denkbar. Daher ist seine Rückkehr zum Hand-Werk mehr als die Umsetzung eines gestalterischen Impulses. Den künstlerischen Imaginationen Raum und gegen den physischen Widerstand von Film und Folie unmittelbar Form zu geben – darin liegt für Lorenz der Reiz, die „Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen“. Er rechnet mit den Unwägbarkeiten, die sich in den Gestaltungsprozess einschleichen und erst im Positiv sichtbar werden. Mit diesem Verfahren lassen sich visuelle Effekte letztlich nicht kalkulieren; auch deshalb sind Lorenz‘ Bilder in ihrer ästhetischen Wirkung so subtil und unverwechselbar.
Die unmittelbare, physische Erfahrung des Künstlers, wie etwas wirklich wird, teilt sich in den fertigen Bildern mit und Betrachter können, ja müssen, sich darauf einlassen, dass das, was sie sehen, nur eine Variation des Wirklichen ist. Landschaftsbilder zeigen, aus ihren topografischen und technischen Kontexten gerissen, keine fotografisch fixierten Objekte mehr, sondern Dinge, die auf andere und auf anderes assoziativ verweisen. Peter Lorenz gibt seinen Bildern zuweilen eine immaterielle Dimension, ohne ihnen jedoch eine kosmische unterlegen zu wollen. Ihm geht es um ein erweitertes Sehen, dass die visuelle Suggestion von Fotografie zu durchbrechen vermag – eine Intention, die angesichts der Macht der Medienbilder anregen könnte, über Aby Warburgs Diktum vom „Menschenrecht des Auges“ neu nachzudenken.
Hitrud Ebert
Alle Motive sind auf eine Auflage von 3 Stück begrenzt. (+2 AP)
English
Pushing the cultural envelope by Hitrud Ebert
Peter Lorenz has opted for an imaging method closer to his artistic style than the digital reproduction techniques that promise perfection. To this end, he rearranges his negatives on the light table. Lorenz pastes, laminates or otherwise processes the negatives. It’s a process that emulates a laboratory experiment more so than creative work, as it is impossible to foresee the effect his interventions will have on the image. Yet it is not a sensory manifestation of pure chance that would like to emphasise the often dadaesque object-image arrangement.
Lorenz trusts and follows his intuition when processing his negatives. Nevertheless, the delicate formal shifts between the photographic image and structure, between surfaces and space and the pictorial black and white gradations of his work would not be possible without solid experience with images. This is why his return to crafting is more than just acting on a design impulse. For Lorenz, the attraction lies in giving artistic ideas space and substance against the physical resistance of film and foil. He wants to take things back into his own hands. He anticipates the unpredictable elements that can creep into the design process and bring about a positive effect. Ultimately, this method does not enable the calculation of visual effects. That’s another reason why Lorenz’ images have such a subtle and distinctive aesthetic effect.
The artist’s direct, physical experience of how something really comes into being is conveyed in the finished images and viewers can and indeed must accept that what they are seeing is just a variation of reality. Landscape images no longer portray photographically fixed objects from their topographic and technical contexts. Rather, they portray things that have an associative reference to the other and other things. Lorenz sometimes gives his images an immaterial dimension, without wanting to give them a comical dimension. For him, it is about an expanded sense of seeing that can break through the visual suggestion of photography. It is an intervention that, in light of the power of media images, could encourage people to think differently in line with Aby Warburg’s dictum ‘the human rights of the eye’.
All Images are limited to a Editon of 3 . (+2 AP.)